Ende der 1970er Jahre abonnierte mein Vater die Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft. Er und ich haben darauf jahrzehntelang jede Ausgabe gelesen (zumindest die naturwissenschaftlichen Artikel) Als Erbe habe ich noch heute im Keller hunderte Ausgaben liegen.

Die Neu-Abonnenten zugeschickte Erst-Edition enthielt einen Artikel über den menschengemachten Klimawandel, den ich über die nächsten Jahrzehnte für eine ernstzunehmende Gefahr hielt. Allerdings schienen andere Gefahren mindestens genauso wichtig und dringender: Die unaufhaltsam scheinende Bevölkerungsexplosion, die riesigen Hungersnöte jedes Jahr in vielen Teilen der Welt, AIDS, Waldsterben sowie der über allem schwebende drohende dritte Weltkrieg. Und diese Krisen waren frech genug, sich nicht etwa schön nacheinander abarbeiten zu lassen, sondern traten parallel auf. Polykrise ist nichts Neues.

Da schien eine Klimaerwärmung geradezu als Verlockung, besonders wenn man mal wieder bei Nieselregen fröstelnd im Biergarten saß.

Ein Physikstudium und ein Berufsleben später hat sich an der Physik nichts geändert, und die Voraussagen des Artikels haben sich bewahrheitet. Der Klimawandel ist unübersehbar, und viele Menschen sehen in jedem Gewitter einen Vorboten des Weltuntergangs. Ich nicht mehr.

Zwar bin ich nach wie vor überzeugt, dass durch menschliche Aktivitäten das Klima verändert wurde und weiter wird. Die Herausforderung wird durchaus gewaltig werden. Doch die größere Gefahr lauert in unserer falschen Reaktion auf den Klimawandel. Und hier spielen die Grünen eine ungute Rolle. Sie sind die Haupttreiber, die aus dem Klimaschutz eine größere Katastrophe machen können, als aus dem Klimawandel. Sie verknüpfen mit dem Problem eine ganze Reihe von nicht-funktionierenden Lösungen und Konzepten, z.B.:

  • Energiequellen, die Wohlstand für Viele ermöglichen, ohne eine Rechnung zu schicken? Sorry, das ist wie wirksame Medikamente ohne Nebenwirkungen. Das gibt es nur in der Esoterik – also gar nicht.
  • Autos, die ihre Energie aus Kohle statt Öl beziehen? Wir verpulvern knappe Ressourcen in Dinge, die den Klimawandel noch antreiben.
  • Grüner Wasserstoff, der, wenn überhaupt, aus französischen Kernkraftwerken kommen wird? Eine besonders teure und ineffiziente Art, Kernkraft zu nutzen.
  • Nachhaltigkeit? Für mich ein Tarnbegriff, hinter dem sich erzkonservatives Gedankengut verbirgt.
  • Ökologischer Fußabdruck, Erdüberlastungstag und all die anderen Dinge, mit denen wir zum Verzicht angehalten werden sollen, all diese Dinge basieren auf einem dem Kreationismus ähnlichen Missverständnis darüber, wie Leben funktioniert.
  • Dazu kommt, dass verschiedene Gruppen längst erkannt haben, dass im Klimawandel eine Chance steckt, ganz andere Ziele durchzusetzen.

Mal schauen, wie viele dieser Gedanken ich im Laufe der nächsten Monate halbwegs plausibel darlegen kann.